Röcke  machen Männer

 Nichts ist beständiger als der Wechsel

Rock und Seidenstrümpfe waren in Mitteleuropa einst selbstverständliche Kleidungsstücke für den Mann. Ich will jetzt gar nicht schwärmerisch auf gewesenen Zeiten herumreiten, um damit den Rock für den Mann heute zu begründen. Es sei nur der Vollständigkeit halber mit erwähnt, daß  es auch einst einmal die Männer waren, die die Mode vorantrieben, denen kein Stoff zu bunt, kein Tuch zu teuer, keine Spitze zu viel war, um Macht und Geschmack zu zeigen.  So betrachtet sind rocktragende Männer gar nicht sooo abwegig . Wie jede Frau weiß, wiederholt sich die Mode innerhalb bestimmter Zeitintervalle :-)  (schmunzel – Scherz ) 

Später dann, so etwa vom 18. bis zum 20. Jh. gab es so allerlei Aufmüpfigkeiten gegen alte Werte. Zuerst verloren die Männer die Röcke. Später, viel später, dann die Frauen. Das heißt natürlich die Frauen haben da richtig dafür gekämpft / kämpfen müssen. Die ersten Frauen, die mit Hosen auf die Straße gegangen sind, kamen ins Gefängnis ( 1860 in Boston) , sind gewaltsam auf der Straße angegriffen worden ( 1911 in Wien), wobei ihnen auch gewaltsam die Hosen vom Leib gerissen wurden. Ihnen konnte es passieren, daß sie verbal in der Zeitung angeprangert und als „Mannweiber“ , „homosexuell“, „Emanzen“  „ lesbische Weiber“ beschimpft wurden. Und natürlich hieß es auch, sie sein `keine richtigen Frauen `. 

Im II. Weltkrieg trugen Soldatinnen dann öfter Hosen, doch war das dennoch eher eine Ausnahme. Genauso wie Marika Röck. Marlene Dietrich brachte den eigentlichen Aufschwung in Gang als sie anfing, Herren-Anzüge auf der Bühne zu tragen. Auch sie wurde anfangs teilweise dafür ausgelacht und verspottet.

Und noch bis kurz vor 1970 hat das Kultusministerium Baden–Württemberg  den Lehrerinnen das Tragen von Hosen in der Schule verboten. Es wurde auch abgeraten zu Hause Hosen zu tragen. Das sei doch unsittlich für eine Dame und sähe nicht gut aus. So richtig setzte sich die Hose für Mädchen und Frauen wohl erst nach  1968 durch. Zur gleichen Zeit, da auch Männer wieder gelegentlich lange Haare trugen. Wenn sie nicht gerade einen Job suchen, tragen Frauen heutzutage mehr Hose als Rock, und keiner stört sich mehr daran. Die Frauen heute ernten die Früchte, die teils kämpferische Frauen vor ihnen gesät haben.

Doch es haben sich nicht nur die Kleidungsgewohnheiten der Frauen verändert. Mit der Hose ist auch ein verändertes Frauenbild eingeführt und´gesellschaftsfähig´geworden.

Mann = stark, grob, dunkelblau, Technik , Maschinenschlosser .....

Frau =  zart , weich, rosa,   Haushalt,   Kindergartenerzieherin  .....

.....  nun, das zieht doch schon längst nicht mehr : Frauen gewinnen Ralley´s „ Paris – Dakar“ , dienen in der Bundeswehr an der Waffe,  ergreifen sogenannte typische Männerberufe, fahren Bob (Wintersport) und treten in den Boxring,  benutzen Nassrasierer, Frauen mit Kurzhaarschnitt und Hosenanzug werden Bundeskanzler und   Bundesminister, kleine Mädchen spielen lieber mit Auto´s als mit Puppen und klettern auf Bäume.|

Powerfrau statt Hausmuttchen.  Dabei wird jede Abweichung vom traditionellen Frauenbild allgemein meist als fortschrittlich bewertet. Und bei den Männern ? Bei Abweichungen vom landläufigen `Männerbild` wird häufig rasch nach `Sittenverfall` gerufen .

Die  Bekleidung des Mannes und die daraus resultierenden emotionsbehafteten Sehgewohnheiten haben sich in den letzten 150 Jahren kaum geändert.  Mittlerweile leben wir im 21. Jahrhundert und es hat sich eine ganze Menge verändert .

Männer tragen Ohrringe, Seidenhemden, Hand(gelenk)tasche und Kaltwelle, Schwule heiraten und werden Regierender Bürgermeister, Männer benutzen Kosmetik (Aftershave etc.) und färben sich die Haare, Männer legen ihren Job auf Eis, nehmen Erziehungsurlaub und machen den Haushalt,  Männer tragen rot und rosa – Frauen dafür Krawatten und `Herrenhemden`, heiratende Männer nehmen den Familiennamen der Frau an ...   .

 

Wir fliegen zum Mond und klonen Lebewesen, wir nennen uns  modern, weltoffen, aufgeschlossen, zivilisiert  ... nur :

erscheint ein Mann im Rock glauben wir die Welt nicht mehr zu verstehen.