Mit dem mir dazu zur Verfügung stehenden Wissen würde ich es so erklären :
Das Ganze geht los, wie sollte es anders sein, wenn wir noch ganz klein sind. Anfangs leben Säuglinge in einer Symbiose mit der Mutter. Später, in etwa vom Kleinkindalter aufwärts, dann beginnt das Kind seine eigene Identität zu entdecken und es begreift, daß es anders ist als die Mutter. Dies ist teilweise ein schmerzhafter Prozeß. Bei Mädchen bleibt noch die geschlechtliche Idendität die Selbe, während Jungen den größeren Unterschied zu bewältigen haben. Jungs versuchen dann, ihre andersartige Identität besonders zu betonen, um psychisch stabil zu werden. Mädchen dagegen leben männlichen Eigenarten ohne Probleme für ihre geschlechtliche Identität problemlos aus. Jungs haben große Probleme mit den weiblichen Eigenarten ihrer Identität, auch einfach – weiblichen Seiten genannt. So ungefähr lautet die Kurzfassung der Theorie von Elisabeth Badinter in dem Buch "Ich bin Du : die neue Beziehung zwischen Mann u. Frau oder Die androgyne Revolution" . Auch wenn das nur ein Grund neben anderen ist, so lassen sich damit unsere landläufigen Geschlechterbilder einschließlich Bekleidung in ersten Ansätzen plausibel erklären. Unser jetziges geschlechts- und rollenspezifisches Verhalten ist nicht nur rein biologisch begründet. Sehr viele Vorstellungen und innere Bilder erwirbt der Mensch im Kleinkindalter. Die Erfahrung zeigt, daß innere Bilder umso mehr Widerstand gegen eine Veränderung leisten, je früher sie erworben sind. Prägungen vor Ende des zweiten Lebensjahres sind später (fast) überhaupt nicht mehr umkehrbar.
Das Verhalten der Kinder, Lob+Strafe, erlaubt+verboten, das alles wird von den Erwachsenen festgelegt. Kinder beobachten dabei, ahmen nach, lernen. Ab dieser Zeit übernehmen Kinder alle Informationen und Verhaltensmuster , auf Grund des besonderen Vertrauensverhältnisses, ungeprüft von ihren Eltern.
Bereits bei 4-Jährigen Kindern differenzieren Spielzeugfirmen ( u.a. LEGO 1997) das Lebenswissen nach Jungen und Mädchen. (aus dem Buch "Let´s kill Barbie; Wie aus Mädchen tolle Frauen werden" von Cheryl Benard und Edit Schlaffer). Die Welt der Jungen wird dabei grob und dunkel, die der Mädchen dagegen niedlich und harmlos präsentiert. Die Autoren fanden weiterhin heraus, daß zusammen mit dem vorgelebten Rollenverhalten der Eltern, Lehrer und Freunde eine Sozialisation entsteht, die nichts mit ´negierten Unterschieden zwischen den Geschlechtern zu tun hat. Ab frühester Kindheit ist die primäre Sozialisation mitsamt der Rollenfixierung feinsäuberlich nach Geschlechtern getrennt.
Unsere Gesellschaft unterteilt Geschlechter nicht nach gezeigtem Verhalten, sondern bewertet das Verhalten nach Geschlechtskonformität. Da gerade Kleinkinder großen Wert darauf legen, ihrem eben eroberten Geschlecht entsprechend auch definiert zu werden, versuchen sie sich mit denen, in sie hinein projezierten, Eigenschaften zu identifizieren.
Geschlechtsspezifische Grenzen des Rollenverhaltens werden für Mädchen großzügig hinaus geschoben und rollenüberschreitendes Verhalten belobigt und hervorgehoben. Bei Jungen wird im besten Fall über mädchenhaftes Verhalten stillschweigend hinweggegangen. Im schlimmeren Fall wird bei nächster Gelegenheit korrigierend eingegriffen, (fast) nie jedoch wird ein Junge - und seien die Eltern noch so progressiv - für typisches Mädchenverhalten auf positive Resonanz seiner Umgebung stoßen und dies gar nachhaltig und öfter. Die oftmals sicher gedankenlosen Bemerkungen wie „ ... ein Mädchen schlägt nicht .... „ „.... Jungs weinen nicht .... „ sind sattsam bekannt und erzieherisch wirksamer als oft angenommen.
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