Röcke  machen Männer

alles Gewöhnungssache

Sehen wir eine Frau mit z.Bsp. Rüschenbluse, so nehmen wir das wohl war, `kontrollieren´maximal noch die Passform,  darauf sucht unser Gehirn eine passende Schablone / Denkmuster -> ja - schon mal gesehen – gilt zur Zeit durchaus gerade als modisch -> OK, abgehakt.

Ein „bissel“ anders läuft das Ganze meist ab, wenn ein Mann im Rock gegenüber tritt : Schablonensuche -> Schablone  existiert nicht ! -> es wird viel genauer hingesehen als bei hinlänglich bekannter Kleidung , auch zum bsp. Bei extrem auffälligen Stücken, die dabei durchaus angenommenen gesellschaftlichen Konventionen entsprechen  können. -> eine tatsächliche Auseinandersetzung mit der Kleidung des Gegenüber findet statt. -> Es werden ältere Schablonen / Erfahrungsmuster – schon mal irgendwo gesehen ? - Vergleichsmuster / Verhaltensmuster ausgekramt um den Sinneseindruck bewerten zu können. An dieser Stelle fließt dann ggf. eigene Vorstellungen vom Männerbild , sozialisationsbedingte Verhaltensmuster – ist da nicht schon mal irgendwo ein Mann als Depp dargestellt worden , Lächerlichkeitsnummern von Männern in Damenkleidung gibt's ja zuhauf. >>> Ergebnis : ein Mann im Rock wirkt     lächerlich.

Was  lächerlich wirkt,  ist offensichtlich relativ und stark subjektiv. Und / oder bei manchen Menschen könnte man meinen, sie haben zu Hause keinen Spiegel. Bei –unter `streng konventionell gesellschaftlichen Aspekten gesehen- bewußt kritischer Begutachtung fallen einen im normalen Alltagsleben so einige `Kleiderordnungen` auf, die wir durch Gewöhnung kaum noch als abnorm oder unpassend ansehen. Als lächerlich könnten zum Beispiel auch bunte Schlabbershorts, Tennissocken und Sandalen oder  die Jogginganzugmode  empfunden werden. Oder die Shorts einiger vorwiegend älterer Frauen im Sommer, die vermutlich niemals Röcke in solcher Kürze tragen würden,   etc ... .  

Wie schon erwähnt, die ersten Frauen,  die mit Hosen auf die Straße gegangen sind, wurden beschimpft , auch als ` lächerlich `. Nun, heute empfindet sicher kaum noch einer den Anblick einer behosten Frau als lächerlich, denn daran hat sich unser Auge und Gehirn seit Jahrzehnten gewöhnen können. 

Letztendlich ist alles reine Gewöhnungsache. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und er gewöhnt sich auch an ganz unvernünftige Dinge und nimmt sie als normal hin, wenn nur genug Artgenossen sie praktizieren. 

Das mächtigste Hirngespinst ist die Öffentliche Meinung,
Niemand weiß genau wer Sie macht,
Niemand hat Sie je persönlich kennen gelernt,
aber alle lassen sich von Ihr tyrannisieren.

Johann Wolfgang von Goethe

Als die ersten Väter anfingen, ihre Töchter oder Söhne allein im Kinderwagen auszufahren, konnten  (und können mitunter noch immer ) sie sich der hinterher schweifenden Blicke gewiss sein. „So etwas tut man einfach nicht“

Ebenso verhält es sich mit Dingen, die für den Betrachter nicht klar einsortierbar sind, zumindest nicht in sein Weltbild. Doch, warum sollte dies die Richtschnur sein?                  Was würden wir auf die Meinung ´dieser Leute´ geben, wenn es sich um einen anderen Sachverhalt handeln würde ? Das impliziert natürlich ein Stück weit mein Interesse daran, Verständnis bei jenen Leuten, die mir weniger egal sind, herzustellen, bzw. wenigstens den Versuch dafür zu unternehmen.   

Nicht zuletzt dazu soll diese Seiten dienen, von denen Du jetzt schon einen Großteil gelesen hast.

Wir werden nie das sein, was Andere von uns erwarten“  Als ich das zum ersten Mal las, kam es mir, zugegebenermaßen, sehr aufgesetzt rebellisch vor.  Doch es steckt mehr dahinter und passt hier hervorragend :    

 -Beispielsweise- 3 Leute haben (im normalen Alltagleben) an ein und dieselbe Person unterschiedliche Erwartungen an dessen Verhalten.  Egal ob sich diese Person dafür entscheidet Lederhose, Jeans, Rock, Trainingshose oder Shorts zu tragen, irgendjemand wird immer etwas auszusetzen haben. Letztendlich kann die Person jedoch nur Vermutungen über die Erwartungen der anderen an sein Verhalten anstellen(, die sich meist eher selten bewahrheiten). Konsequenz:     „ Lass die Leute reden, sie reden über jeden „ 

Das eigene Handeln immer nur nach dem hypothetischen Denken anderer auszurichten, ist Unsinn, weil man es  nicht jedem Recht machen kann.  Wer der Selbstverantwortung für sein Tun Gebräuche, Traditionen, ´ungeschriebene Gesetze´,  die öffentliche Meinung oder Ähnliches vorschiebt, ist auf dem besten Wege seine Eigenständigkeit aufzugeben. Gesellschaftliche Normen mögen für die Funktionen einer Gesellschaft ja ganz zweckmäßig sein, doch ebenso tiefgründig sinnvoll sollten diese auch sein. Die Wünsche und Erwartungen  meines Gegenüber zu (er-)kennen und darauf zu reagieren, ist ein Kernstück unseres Miteinander, dem wollen und sollten wir uns nicht verschließen. Dabei abzulehnen sind solcherlei Konventionen, die bei nüchterner Betrachtung keinen Sinn ergeben.