Röcke  machen Männer

normal und Norm

Abermals habe ich nach langem Grübeln die Wörterbücher bemüht, um herauszufinden was, denn nun NORMAL ist: „regelrecht, vorschriftsmäßig, allgemein üblich; geistig gesund.“ Nun ja, nicht gerade sehr ergiebig und teilweise widersprüchlich. Alkoholisiert Auto zu fahren ist durchaus allgemein üblich, aber nicht vorschriftsmäßig. Allgemein unüblich ist auch z.Bsp. das stetige Einhalten der Höchstgeschwindigkeit, dafür aber vorschriftsmäßig. Alkoholgenuss bis zum Verlust der Selbstkontrolle gilt nicht unbedingt als unnormal, (geistig) gesund ist es jedoch nicht.   

mit freundlicher Unterstützung von:    www.anderslandinger.com

„Normal  ist was die Masse tut“ habe ich mal irgendwo gehört, bzw. gelesen. Die Mehrheit der Frauen trägt heute Hosen statt Röcke. Frauen im Rock wären demnach unnormal.  Das kann´s also auch nicht sein. „Normal ist woran sich die Menschheit gewöhnt hat“ - das kommt der Sache vielleicht noch am nächsten.

 

„ Normal möchte ich mich doch nicht nennen,

wenn ich sehe, was in dieser Welt alles "normal" ist.”

= A. Alaguen =

„Normalität“ ist also schwer fassbar, weil sie eigentlich nicht existiert. Zudem ist sie  sehr subjektiv und verändert sich dabei ständig.  Obwohl nicht konkret benennbar, strebt jeder, der eine mehr - der andere weniger - danach normal zu sein, sich mit seinem Umfeld zu arrangieren. Diese Art des Herdentriebes und der Anpassung liegt in unserer Natur  genauso wie andererseits unser Verlangen nach Individualität. Die Art und Intensität von Anpassung und  Individualität empfindet und lebt jeder anders. Einer zeigt seine Individualität durch besondere Sitzbezüge im „Golf“, ein anderer hat die Wohnung voller Designermöbel, der Nächste geht zum Drachenfliegen statt auf den Fußballplatz. Auch Kleidung kann Ausdruck von Individualität und Identität sein. 

Es liegt mir fern, den Mainstream zu verurteilen. Der Herdentrieb als einer unserer ältesten Triebe übertönt mehr die Vernunft als wir ein manches Mal wahrhaben wollen. Er war in der Natur schon immer eine sinnvolle Überlebensstrategie und bietet uns heute psychologischen Schutz, wenn wir uns durch ihn z.Bsp. in eine Gruppe einfügen.                                                                            Ein gutes Beispiel sind da all die  Schüler und Studenten (einschl. -- innen) die, sobald sie ins Berufsleben eintreten, überraschend schnell und gravierend ihr Outfit ändern und das nicht nur im beruflichen Umfeld.   Bedenklich finde ich erkennbare Überbewertungen der Normierung, die dann zu dem Trugschluss führen, man müsse einem Ideal entsprechen, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Ich lehne es ab, wenn - aus dieser Sichtweise heraus - von Mainstream-Menschen ein sozialer Druck ausgeht, der jeden anfeindet und ausgrenzt, der sich nicht einordnet und anpasst.

"Anders zu sein heißt nicht, zwangsläufig schlimm zu sein,

eine andere Meinung zu haben heißt nicht, unbedingt falsch zu liegen.

Das Schlimmste was uns allen passieren kann ist, gleich auszusehen,

gleich zu reden, gleich zu handeln und gleich zu denken...".

= G. Robbender =

Die Welt ist bunt. Leute, die nicht genauso sind wie wir, sind nur eine Gefahr für das Weltbild derjeniger, die sie als Bedrohung und Entartung sehen. Bunte Käuze bereichern eine Gesellschaft. Machen nicht gerade erst die Ecken und Kanten einen Menschen interessant ?! 

Mit jedem Stück Anpassung geht ein Stück Individualität und eigene Identität verloren. Schauen wir uns z.Bsp. die junge, dynamische Frau aus der IT- Werbe- oder Medienbranche an. Mit ihrem Dandy-Kleidungsstil passen sie sich dem Anzug des Mannes an und wollen damit Korrektheit und Business ausstrahlen. Hübsch und adrett sehen sie dabei schon noch aus , doch auch zunehmend langweilig. Wird damit nicht ein Stück Persönlichkeit dem eigenen Karrierestreben geopfert ?