Röcke  machen Männer

Männlichkeit

Oftmals hört man :  ´Ein Mann im Rock , das ist unmännlich´.

Sind Hosen männlich?   Falls ja, dann wären Frauen in Hosen unweiblich, maskulin. Die meisten Frauen wirken in ihren Hosen überaus feminin.

Bin ich männlicher wenn ich Hosen trage, so wie Frauen auch ? 

 “U n m ä n n l i c h” , also muss es ja auch so etwas wie m ä n n l i c h geben .   Nur, was ist männlich ? Etwa :  > Bierflasche, Zigarette, Schlabbershorts, Pantoffeln, „Sportschau“ ?   > junge Mädels anpöbeln ?   > Gebrauch von ordinärem Wortschatz ?   > mit den Blitzerfotos pokern ?   > Hausarbeit und Kinderbetreuen - nein Danke, ich bin doch ein Mann ?  > Dreitagebart , „Rasierklingen unter den Achseln“ , ärmelloses T-Shirt, Bizeps ?   >  Wochenendauswertung nach der Anzahl der erlegten Bräute ?  

< Naserümpf > 

Manch einen mag es ja ansprechen, doch so richtig kann das doch Männlichkeit nicht sein, also:

Wann ist der Mann ein Mann ?“

Jedem tauchen beim Begriff „ Männlichkeit“ andere Bilder vorm geistigen Auge auf - und auch Herbert Grönemeyer hat sich das  schon in den 80ern gefragt und singt unter anderem  :

„Männer rackern wie blöde“ , „Männer stehen ständig unter Strom“ , „Männer sind auch Menschen“, „Männer sind allzeit bereit“, „Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit“,

  „Männer können alles“ , „Männer kriegen nen Herzinfarkt“,   „Männer weinen heimlich“  „Männer brauchen viel Zärtlichkeit“, „Außen hart und innen ganz weich“   „ werden als Kind schon auf Mann geeicht“   -- eine excellente Situationswiedergabe, die Grönemeyer da karikiert aufzeigt. („Männer sind schon als Baby blau“)

Ähnliche Ansätze, die sich im Gesamtbild mit den oben Genannten decken, finden sich in einer Studie von Höllstein („Männlichkeit ist eine hochriskante Lebensform“), in der es sich, neben anderen Punkten, Männlichkeit so darstellt : Bereits Jungs werden zur Männlichkeit erzogen, indem weibliche Attribute möglichst negiert werden. Jungen und Männer müssen alles vermeiden und unterdrücken, was annähernd den Anschein von weichem und weiblichem hat. Männliche Identität läßt sich nur durch klares Absetzen vom weiblichen Geschlecht erreichen und darstellen. Nicht in das Bild vom `harten Mann´ passende Gefühle von Traurigkeit, Schmerz, Schwäche, Zärtlichkeit, Angst, Schwäche  müssen möglichst früh kontrolliert, unterdrückt und dürfen nicht nach außen hin gezeigt werden. „Mann sein“ wollen bedeutet Verzicht auf alles was als weibliche Eigenschaft definiert ist.  Höllstein erwähnt darin eine Reihe von Aspekten, die sicher nicht immer und vollständig, dennoch in etwa das  Resultat der Erziehung zu Männlichkeit, bzw. das was landläufig darunter verstanden wird, treffen. Und zwar: *  Je weniger Schlaf ich benötige, * je mehr Schmerzen ich ertragen kann, *  je mehr Alkohol ich vertrage, * je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse, * je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin, ( - die Mähr vom `einsamen Wolf`) *  je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke, vielleicht mit Ausnahme von Zorn und aggressiver Wut  * je weniger ich auf meinen Körper achte, („...Schon der bloße Gang zum Arzt wird als Eingeständnis von männlicher Schwäche gewertet.... „ ) *  je mehr Macht und Erfolg ich habe *  je mehr ich Körperkontakt mit anderen Männern vermeide ( Frauen haben überhaupt kein Problem mit Körperkontakt zum gleichen Geschlecht) =  desto männlicher bin ich ( nach Goldberg 1979, 52).  

Frauen, die ihre als männlich assoziierte Seiten zeigen gelten als modern, fortschrittlich, chic. Weibliche Eigenschaften und Gefühle als Mann zu haben, ist ebenso angeboren und nicht krankhaft ! Also vollkommen natürlich und nicht `heilbar` .  Wenn Man(n) das für sich akzeptieren kann hat er,  unter Umständen, ein großen Schritt in ein zufriedeneres Leben gemacht.                                                                                     Ist es nicht viel wichtiger in erster Linie ein Mensch und dann erst ein Mann zu sein ? Ich glaube ja, und genau das haben uns die Frauen voraus. Sie sind zuerst einmal Mensch und dann Frau.   Viele Männer vergessen vor lauter verkrampften Drang nach Männlichkeit die Menschlichkeit und meinen ständig, ihre Männlichkeit rauskehren zu müssen.

Ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass nicht nur die Männer dieses Männlichkeitsbild verinnerlicht haben und nur schwer davon loskommen. So gilt beispielsweise Machotum  freilich in gewisser Weise als verpönt, doch fällt es auch immer wieder auf fruchtbaren Boden. Die „neuen Männer“ sind zwar mitunter gern gesehene `Haushaltsdeppen`, laufen aber dennoch Gefahr, sich die Verachtung ihrer Frauen zuzuziehen, wenn sie auch in anderen, jedoch nicht gewünschten Punkten vom traditionellen Männerbild abweichen.

Männlich ist es , so finde ich, wenn Man(n) Mut und Charakter hat und zu seinen Eigenschaften und Vorlieben, zu seinem wahren <Ich> steht.  Unmännlich dagegen ist, sich vorschreiben zu lassen was Man(n) anzuziehen und wie Man(n) zu sein hat.

"Masculinity is not a question of a skirt or a trousers. It is in the head."

("Männlichkeit hat nichts mit Kleidung zu tun, sondern spielt sich im Kopf ab.")

( Gaultier )