Röcke  machen Männer

Identität

Neben einem mehr oder weniger ausgeprägtem Bemühen um Angleichung sind Frauen im Grunde bestrebt mit Ihrer Kleidung ein Stück Identität auszudrücken. Während es für Männer in Anzügen fast ausschließlich darauf anzukommen scheint mit der Kleidung möglichst unscheinbar zu sein. 

Wenn Frauen Anzug und T-Shirt (bei Männern fast `undenkbar`) tragen, zeigen sie damit in gewisser Weise maskuline Seiten ihrer Persönlichkeit. Niemand stört sich daran. Es gibt keine 100%igen Frauen und keine 100%igen Männer. Jeder hat mehr oder weniger Facetten des anderen Geschlechts in sich. Männern ist früh beigebracht worden dies möglichst nicht zu zeigen, Frauen leben sie problemlos aus.  Warum ?

Ich bin nun mal so wie ich bin.  Sofern ich dies akzeptiere, finde ich zu mir selbst, statt mich von meinem eigentlichen <ich> zu entfernen, indem ich ´unerwünschte´ Seiten an mir vertusche. Egal, welche Kleidung ich trage, ich fühle mich als Mann und bin vollkommen zufrieden damit. Anderenfalls wären Frauen im Nadelstreifenanzug genauso verdächtig lieber ein Mann sein zu wollen. ( OK, ich kann nur für mich sprechen, und Fehlerquoten wird es dabei geben, auf beiden Seiten. ) Dabei ist es mir völlig egal zu wie viel Prozent ich nun Seiten des anderen Geschlechts in mir trage,  so wie sich vermutlich Frauen noch nie Gedanken darüber gemacht haben, wenn sie eine Hose anziehen oder sich Männer Ohrringe stechen lassen.

Durch die intensive Beschäftigung mit seinem eigentlichen <ich> entwickelt man(n) meist eine andere Idendität als die von geschlechtsspezifischen Schablonen Übernommene. Ausdruck dieser Idendität sind, idealerweise, unsere Rollen im täglichen Leben. ´Stark´ und ´Grob´ sind zum Beispiel bisher traditionell männliche Rollen, auf die Mann u.a. noch immer weitestgehend festgelegt ist. Die Frauen sind unterdessen schon längst dabei, sich ihrer ausschließlich klassisch weiblichen  Rollen zu entledigen und übernehmen dazu problemlos ehemals männliche Rollen, was meist als modern gilt.  Frau muss nicht immer schwach und zart sein, sie kann nach belieben wählen.


Identitätsprobleme haben weniger Männer die nicht-alltägliche Mode tragen, sondern eher Leute,  die in veralteten Rollenklischees und Weltanschauungen verharren, in die Veränderungen keinen Zugang finden.


Manche Menschen sehen sich selbst als Mittelpunkt der Welt. Selbstbestätigung für sein Tun wird in der Masse gesucht. (Doch was die Masse tut, muss nicht zwangsläufig richtig sein).  Das “was man ist” wird dabei häufig mit dem verwechselt, was “man hat”. Der eigene Wille erfährt hauptsächlich Bezug auf „ nach Lust und Laune“.

 

Maßstäbe werden zunehmend von Werbung, sogenannten Trends und ´Vorgebetem´ bestimmt. Bis zum Belächeln ´Andersartiger´ zur Stärkung des eigenen Ego´s ist es nur noch ein kleiner Schritt.

Doch Lebenskunst und -genuß wird auch durch die Fähigkeit zur Veränderung , Selbstbestimmung und Eigensinn bestimmt.  Dabei kann es passieren, daß man von seinen Mitmenschen, aus was für Gründen auch immer,  nicht verstanden wird; was man akzeptieren sollte, wenn man sieht, daß man selbst auch nicht alles versteht was andere so tun. ( frei nach M.A.Schmiedel)   

Klar ist mittlerweile ein Schuss Spaß dabei, unsinnige Konventionen zu überschreiten. Doch dabei kommt es mir keinesfalls darauf an, um jeden Preis  anders zu sein, nur um des ´anders-seins willen´.